We Know Sports.

Apropos...

Obwohl wir diese Zeilen auf der Homepage von einer Sportberatung schreiben; als Wirtschaftsinteressierte können wir nicht die Augen verschließen, wenn die Medien über VW, Scheffler, die Bahn, Bosch und Co. oder/und über den deutschen Mittelstand katastrophale „Wasserstandsmeldungen“ in die Welt setzen.

Ist es so, dass z. B. einige Vorzeigeunternehmen der deutschen Wirtschaft sich immer schon als Champions League Sieger-Kandidat empfanden und jetzt langsam gegen den Abstieg kämpfen?

Jetzt, aber kommen wir wieder zu unserem Profisport, zum Fußball.

Langsam ist es eine Binsenweisheit, dass Jürgen Klopp als Vorzeigeakteur für motivierende Mitarbeiterführung herhalten muss. Wenn ein Beispiel gesucht wird, wie man aus Sportlern die verborgenen Talente und Leistungsreserven herauslocken kann, ist er mit seinem Leadership-Konzept und People Business-Fokus einfach das Vorbild. Er hat den Nimbus, dass er auch aus einer mittelstarken, allerdings nicht mittelmäßigen Mannschaft eine Hochleistungstruppe formen kann.

Interessanterweise muss das Fußballspiel als Solches oder die Führung in einem Fußballclub vor allem auf Champions League-Niveau für Unternehmensführungen als Darstellungsobjekt erhalten. Diese Themen werden regelmäßig in Wirtschaftsmagazinen und in der Führungskräfte-Literatur durchgenudelt.

Ein Phänomen aus dem Profisport wird aus der Realwirtschaft allerdings selten als Vorbild betrachtet. Jeder kennt die Situation in der Bundesliga, dass Mannschaften, die vom Abstieg bedroht werden, irgendwann auf die Idee kommen den Trainer zu wechseln. Manchmal erfolgt der Austausch der Personen fast im allerletzten Augenblick. Wann die sportliche Führung sich entschließt radikale Personalentscheidungen zu treffen ist unterschiedlich. Es gibt allerdings eine Art Muster, wie der neue Trainer ausgestattet sein sollte und welche Erfahrungen er mitbringen muss. Auf jeden Fall müssen die Kandidaten hohem Maße resilient sein, problemlösungsorientiert agieren und - was enorm wichtig für die Mannschaft ist - stark motivierend wirken. Diese Motivationskunst ist allerdings in einer verzweifelten Situation eine vollkommen andere als die von Jürgen Klopp, wenn es um Siege in Champions League oder in der Premier League ging.

Dieses Phänomen ist für jeden nachvollziehbar und in der Sportwelt keine große Neuigkeit. Die Namen Jörg Berger, Felix Magath, Friedhelm Funkel, Dieter Hecking sind in solch einer Situation plötzlich in aller Munde. Es ist offensichtlich, dass Leadership-Methoden um die Champions League Endspiel andere sein sollen, als die Kräftemobilisierung gegen den Abstieg; egal in welcher Liga.

Für diese Situation haben Industriekapitäne interessanterweise nicht unbedingt die Einsicht, dass Managementmethoden und Leadership-Erfahrungen. die in den Zeiten der enorm Umsatz- und Gewinnentwicklung vorteilhaft sind, sich bei einem extrem schwierigen und zusammenbrechenden Markt als genauso vorteilhaft erweisen. Bei der Durchsetzung eines radikalen Sparkurses oder der konsequenten Umsetzung von Rationalisierungsmaßnahmen sollen die Methoden von denen der Schönwetter-Kapitänen ruhig abweichen, um erfolgreich zu sein.

Es ist ratsam, dass ein Manager, der die Fähigkeit hat, ein Unternehmen unter Sonnenschein-Bedingungen noch weiter nach oben zu bringen, sich selbst eingesteht und dann auch seinen Aufsichtsrat informiert, dass er für den Kampf gegen den Abstieg wahrscheinlich nicht der Richtige ist. Umgekehrt, derjenige der einen Bereich radikal saniert hat, der die sehr roten Zahlen wieder in Ordnung gebracht hat und vielleicht, als Jobkiller verschmäht wurde, für eine nachhaltig positive Entwicklung nicht zur Verfügung steht.

Leider sprechen die Arbeitsverträge, das deutsche Arbeitsrecht und unsere gelebten Konventionen, die wir internalisiert haben, eine andere Sprache. Wie wäre es, wenn man entweder die Verträge flexibilisiert und vertraglich die Gültigkeit an die wirtschaftliche Situation bindet: Vorstände für die Sanierung und Vorstände für das Wachstum. Damit könnte man eine positive Entwicklung der Unternehmen viel schneller, schnörkelloser vorantreiben. In Unternehmen, und hier wird bewusst auf Beispiele verzichtet, würde nicht jahrelang herumdiskutiert ohne das erhebliche Fortschritte zu verzeichnen sind. Übertragen auf den Sport könnte man darüber nachdenken, ob bei einer radikalen Verfehlung der strategischen Ziele, des angestrebten Tabellenplatzes des wirtschaftlichen Erfolgs nicht nur die Verträge des Trainers, sondern auch des verantwortlichen Vorstands aufgelöst werden kann.

Dass die Wirtschaft vom Fußball lernen kann und Fußball von der Wirtschaft, ist unbestritten. Wo Leistung das ordnende Prinzip ist, wäre es - so glauben wir es - angebracht in jeder Situation transparent und nachvollziehbar zu agieren. Die Klarstellung der Erwartungen - sei es die durchschnittliche Verspätung bei der Bahn oder die Umsatzentwicklung bei VW oder der Gewinnmarge pro Mitarbeiter bei BASF – sind vorhandene Kennzahlen wie auch Tabellenplätze. Allerdings ist es auch eine Frage des Mutes konsequent auf vorab definierte Indikatoren und Knockout-Werte zu reagieren.

Veröffentlicht am 20.11.2024

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